Fichte in Italien

Das Rezeptionsprozeß der Philosophie Fichtes in Italien könnte wie folgt zusammengefaßt werden. Nach einer Anfangsphase in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts (Pasquale Galluppi) , ist seit der zweiten Hälfte des Jahrhunderts eine zweite Phase eingetreten, in der Fichte vom Standpunkt des Hegelschen bzw. Hegelianischen Vorbildes der Philosophiegeschichte aus rezipiert und ausgelegt worden ist (denkt man an Bertando Spaventa und Giovanni Gentile), auch wenn die Dominanz dieses Standpunkts nicht ohne bedeutende Ausnahmen geblieben ist (vgl. die Interpretationen von Pantaleo Carabellese und Pietro Martinetti). Das Nachlassen des sog. Neuidealismus und der Verfall des Hegelschen Entwicklungsschemas, samt der Selbstbehauptung anderer philosophischen Richtungen (Existenzphilosophie, Phänomenologie), haben dieser längeren Phase ein Ende gemacht und eine neue, dritte Phase erschlossen, die sich gegen die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts abzeichnete und besonders von der Absicht gekennzeichnet war, das Eigentümliche des Fichteschen Gedankengutes von den tradierten Schemata zu befreien und als solches zur Geltung zu bringen. Hierzu gehören die Interpretationen von Enrico Opocher, Arturo Massolo und Luigi Pareyson. Als konsequente Entwicklung dieser Epoche kann die Blüte der Fichte-Forschung der letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts eingeschätzt werden (siehe auch die Fichte-Studien von Pasquale Salvucci, Emanuele Severino, Aldo Masullo). Während dieser Zeit sind zahlreiche Studien und Übersetzungen durchgeführt worden, welche sich mit der ganzen Wissenschaftslehre und ihren Teildisziplinen (Ethik, Rechts- Religions- Geschichtsphilosophie, Ästetik, Politik) beschäftigen. Claudio Cesa gilt als die prominente Figur dieser letzten Periode der Fichte-Forschung in Italien.